
Pressebericht Rheinpfalz vom 28.7.25
Hits von Phil Collins aufpoliert - Polizeiorchester Mannheim überzeugbt bei Seebühnenzauber mit einem Feuerwerk an Medleys.
"Bewegende Geschichten" musikalischer Natur erzählte das Polizeiorchester Mannheim auf der Seebühne im Luisenpark. Mit Pauken und Trompeten, will heißen nur mit Blas- und Perkussioninstrumenten.
Rund 40 Musiker, man glaubt es kaum, finden dicht gedrängt auf der Seebühne Platz, die noch den Geist der vorvergangenen Bundesgartenschau 1975 transportiert. Das Polizeiorchester Mannheim wurde bereits zehn Jahre zuvor als „Polizeimusikkorps" gegründet. Erst seit einem Jahr trägt es den aktuellen Namen. "Viele dachten, es ist ein Chor, bei dem gesungen wird, deshalb haben wir uns entschlossen, unseren bisherigen Namen zu ändern", sagte Anja Leukert, die Sprecherin der Musiker. Ein Korps ist eben kein Chor, und zum Beispiel auch das Landespolizeiorchester Baden-Württemberg und bundesweit viele Polizeiorchester verwenden ersteren Begriff auch nicht mehr.
Nicht Sterne, wie gewohnt, sondern eine goldene Lyra ziert die Schulterklappen der Uniformträger, unter denen lediglich fünf aktive oder ehemalige Polizeibeamte sind. Die übrigen sind ambitionierte Hobbymusiker, die gleichwohl als Orchestermitglieder die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei unterstützen.
Der neu arrangierte Titelsong derDer neu arrangierte Titelsong der Kinokomödie „Beverly Hills Cop", Harold Faltermeyers Synthesizer-lnstrumental „Axel F", passt für dieses Orchester freilich bestens. Aber auch die moderne Fantasie „Mitternacht in Frankfurt" von Hans Kamp hört sich doch erstaunlich wie nach einem Film noir oder schwarz-weißen Thriller aus der Frühzeit des deutschen Fernsehens an. Ein Medley aus dem Soundtrack von „Fluch der Karibik" oder Melodien von Ennio Morricone setzen diesen filnmmusikalischen Weg fort, der fraglos „bewegende Geschichten" erzählt, weil sie in den Köpfen all jener, die sie kennen, die Filmbilder in Erinnerung rufen.
Die Hörer müssen eine gewisse Offenheit für alle möglichen Stilrichtungen mitbringen, schließlich handelt es sich nicht um ein Soundtrack-Konzert, sondern um eines, in dem Phil Collins auf Albert Lortzing folgt oder Elvis auf eine böhmische Pollka. Vor allem aber Medley auf Medley, wodurch der musikalische Nachmittag beim Seebühnensommer sich als ebenso vielgestaltig wie vielstimmig erweist sowie als so abwechslungsreich, dass über zweieinhalb Stunden keinerlei Langeweile aufkommen kann. Probleme bereiten eher die harten Sitze auf der Tribüne, auf denen man es ohne Kissen viel länger nicht aushalten könnte.
Dabei reiht das Polizeiorchester unter der Leitung von Wolfgang Rothenheber nicht eine bekannte Melodie an die näcl1ste, sondern hat erfreulich zahlreiche Stücke oder wenigstens Auszüge im Programm, die man nur selten, wenn überhaupt schon gehört hat. Nicht ganz so unbekannt, weil über Jahre im Repertoire der „Last Night of the Proms", ist zugegebenermaßen die „Fantasia on British Sea Songs", ein Potpourri britischer Seemannslieder von Henry Wood, das 1905 ah die seinerzeit einhundert Jahre vergangene Seeschlacht von Trafalgar erinnern sollte. Gleich darauf versetzt ,,The Glacier Express" von Larry Neeck die Hörer sozusagen direkt in ein Panorama-Abteil der bekannten Schweizer Gebirgsbahn und versinnbildlicht weite Aussichten in die majestätische Berglandschaft zunächst bei winterlichem und schließlich sonnig-sommerlichem Wetter.
Selbst „Easy Lover", ,,A Groovy Kind of Love" und andere Hits von Phil Collins vermag das Polizeiorchester , durch den engagierten, überzeugenden Einsatz der Querflöten, Oboe, Posaunen, Trompeten und Saxofone von jenem erdrückenden Verschleiß zu befreien, der über die Jahre durch übermäßiges Airplay entstanden ist.
Artikel "Die Rheinpfalz" vom 28. Juli 2025, Redakteur: Stefan Otto, Link